In einem früheren Leben war ich Student der Fachhochschule für Druck (die sich heute »Hochschule für Druck und Medien« oder so ähnlich zu bennen beliebt). Im Rahmen der Vorlesung Ökologie bei Prof. Gmähle war eine Hausarbeit mit ökologischen Hintergrund zu verfassen. Ich habe mich des Themas »Hanfpapier« angenommen, weil aus dieser Pflanze neben vielen anderen guten Dingen auch Papier produziert werden kann - wodurch auch der Bezug zur grafischen Industrie wieder hergestellt ist... Das Ganze fand im Jahr 1994 statt, so daß die eine oder andere Info überholt sein könnte. Die grundsätzlichen Aussagen sind jedoch ewige Wahrheiten und auch die rechtlichen Aspekte haben sich bis dato (noch) nicht geändert. Doch die Zeit arbeitet für dieses Gewächs...
Die Hausarbeit in papierner Form war natürlich auf Hanfpapier ausgedruckt. Da es noch keine Hanfdisketten gibt, wird sich der InterNet-Betrachter beim Lesen die Pflanze in anderen Darreichungsformen zuführen müssen ;-).
Das Gutachten, zu dem weiter unten Bezug genommen wird, ist in Auszügen hier zu finden.
Ich danke allen, die mich bei meiner Hausarbeit unterstützt bzw. ertragen haben und mir beizubringen versucht haben, daß »Hanf« »Hanf« und nicht »Hampf« heißt. Es war ein langer Kanf.
Insbesondere danke ich Herrn Linke von der Firma Schneider & Söhne sowie der Kellerbar im Slot Assumburg in Heemskerk1)
Für diverse Tipx und Trix, Links und überhaupt gebührt UBR besonderer Dank...
Zur müßen Beschäftigung mit CSS wurde dieser Bericht ein weiteres Mal überarbeitet und neu gestaltet -- inhaltlich ist aber nach wie vor noch das Jahr 1994.
472. Cannabis, Hanf
Die männliche Blume,
der Kelch fünftheilig, keine Blumenkrone. die weibliche Blume, der
Kelch einblättrig, ganz an der einen Seite offen, keine Blumenkrone,
zwey Griffel, die Nuss zweyklappig, zwi schen dem geshlossenen Kelch.
Cannabis sativa. Der nutzbare Hanf stammt ursprünglich aus Persien ab,
ist aber jetzo schon in Europa wildwachsend. Die ganze Pflanze ist narkotisch
und wird von den orientalischen Völkern, wie das Opium, zu berauschenden
Getränken gebraucht. Der Saame dient als Futter für das zahme
Geflügel, und die Stengel durch Marceration bereitet, geben Fäden,
die zu Stricken tauglich sind.
Hanf ist eine alte Kulturpflanze. Dr. Carl Ludwig Willdenow, Königl.
Professor der Botanik und Naturgeschichte, beschreibt ihn in seiner »Anleitung
zum Selbststudium der Botanik« wie folgt:
J. Sturm erläutet in seiner »Flora von Deutschland«, aus der auch obige Abbildung stammt, warum und wie Hanf in Europa wuchs. Hanf wurde als Kulturpflanze von Asien nach Europa gebracht und ist hier zum Teil verwildert. »Jetzt gibt es kaum noch 8 000 ha Hanffelder, wovon fast 2 500 auf Württemberg und fast 1 500 auf Baden kommen. Die meisten wilden Pflanzen, die wir finden, stammen wahrscheinlich aus Abfällen solchen Futters.«
Die »Flora von Württemberg und Hohenzollern« nennt zwei Möglichkeiten der Namensentstehung von Cannabis. Danach kommt der Name entweder von canna hebr. kaneh bzw. arabisch kaneb und bedeutet »Rohr«. Die andere Variante besagt, daß Cannabis sich aus caigaboz (gießen) und aggabaigw (emporwachsen) zusammensetzt, »weil die Pflanze an Quellen üppig wachse.«
Beide Erklärungsversuche deuten auf die Ursache des Erfolges des Hanfs als Kulturpflanze hin.
Hanf wächst nämlich sehr schnell und gibt binnen kurzer Zeit
große röhrenförmige Stengel (»Bei
uns nur 3 - 6, am Rhein u. in Italien bis 10 hoch[...]«5)
Die Wurzeln lockern den Boden auf, die dichten Blätter lassen das
Unkraut ersticken. Mit Hanf können Anbauflächen für andere
Nutzpflanzen bereitet werden, die als unfruchtbar gelten. Hanf ist also
eine einfach anzubauende Pflanze.
Die langen röhrenförmigen Stengel enthalten lange Fasern,
die man auf vielfältige Art und Weise genutzt hat. Am häufigsten
werden Hanfseile, Kleidung aus Hanf und auch Hanfpapier genannt. Jack Herer
schreibt, man könne aus der Hanffaser über 5 000 textile Produkte
fertigen. Doch auch andere Bestandeile der Pflanze wurden genutzt. So dienen
die Samen als Vogelfutter. In der »Flora von Württemberg«
werden sie sogar als »Lieblingsfutter aller
Fringilla Arten« beschrieben.
Doch nicht nur die Vögel freuten sich über Hanfsamen, »Hanfsamen
wurden früher in der Heilkunde verwandt, auch wurde Oel aus ihnen
geschlagen«wie die »Flora von Deutschland«
zu berichten weiß. Das Öl
wiederum kann auf vielerlei Arten verwandt werden.
Entfernt man aus dem Hanf die Fasern, können laut Herer aus dem übriggebliebenen Teil der Pflanze zahllose Produkte von Dynamit bis Cellophan erzeugt werden (siehe Fußnote 7). Im Jahre 1941 wurde von Henry Ford gar ein Hanfauto entwickelt. Es bestand aus Kunststoff auf Hanfbasis und wurde von Hanfdiesel angetrieben.
Ein Berliner Kebabbudenbesitzer bietet seit November 1994 Hanfburger an. Hauptzutat sind die Samen des Hanfes.
So könnte man fast meinen. Zusätzlich hat diese »Wollmilchsau« noch den Vorteil, daß sie nicht weglaufen kann...
Wenn diese Pflanze tatsächlich so gut wächst und vielseitig zu verwenden ist, warum wird sie dann nicht intensiv genutzt?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts suchte man nach einer Möglichkeit, den Hanf maschinell zu schälen. Bislang mußten die Faser von Hand »freigelegt« werden. Das war eine zeit- und kostenintensive Arbeit. In den 40er Jahren stand die Suche kurz vor dem Erfolg, erste Hanfschälmaschinen waren entwickelt und im Einsatz. Damit hätte der Siegeszug der Allzweckpflanze beginnen können er begann aber nicht.
Neben Fasern, Öl und anderen nützlichen Dingen enthält die weibliche Pflanze des Hanfs den Stoff THC (Tetrahydrocannabinol). Dieser Stoff ist die Ursache des Rausches, der bereits in der »Anleitung zum Selbststudium der Botanik« beschrieben wird. Auch die »Flora von Deutschland« weiß um diese weitere Nutzungsmöglichkeit von Hanf:»[...] Hanf [enthält] einen betäubenden Stoff, an dem sich asiatische Völker berauschen (Haschisch).«
In allen von mir zitierten antiquarischen Büchern wird zwar der Rausch erwähnt, es findet sich aber kein Hinweis auf bleibende Schäden des THC-Konsums. Zum gleichen Ergebnis kommt eine Studie des britischen Vizekönigs von Indien von 1894 und der US-Armee im Jahre 1930. Der stellvertretende Leiter der amerikanischen Geundheitsbehörde äußerte, daß Cannabis »über einen relativ langen Zeitraum hinweg genommen werden kann, ohne soziale oder emotionalen Zerrüttungen herbeizuführen. Marihuana ist gewohnheitsbildend [...] genau wie [...] Zucker oder Kaffee«
Haschisch ist also eine Gesellschaftsdroge. Sie unterscheidet sich von anderen nur dadurch, daß sie in anderen Kulturkreisen geächtet bzw. akzeptiert ist.
Trotzdem wurde die berauschende Wirkung des THC in den USA vom Leiter des Federal Bureau of Narcotics (FBN), Anslinger zum Anlaß genommen, den Hanf zu verfolgen - erst mit Steuern, dann mit Verboten. Verwunderlich ist auch die Begründung, mit der Anslinger Hanf (Marihuana) verteufelte. Zunächst hieß es, »Marihuana ist die gewalterzeugendste Droge in der Geschichte der Menschheit.« (siehe Fussnote 10) Als unter McCarthy die allgemeine Kommunistenphobie begann, hatte der Stoff plötzlich die entgegengesetzte Wirkung: »[...] der Genuß von Marihuana mache die Menschen so friedlich und pazifistisch! , daß dieses Rauschgift von den Kommunisten dazu benutzt werden könne und auch würde, um die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen.« Die pazifistische Wirkung des THC fürchteten nun auch andere Staaten, so daß Hanf bald weltweit verboten oder zumindest geächtet war. Es ist interessant, daß ein Stoff, der aus kampfesmutigen Soldaten harmlose Pazifisten macht, stärker verfolge wird als ein Mittel, das die Gewaltbereitschaft erhöht... Und das auch in Staaten, in denen die Pflanze seit Jahrhunderten zum Alltagsleben gehörte.
Auch in der Bundesrepublik wurde Hanf zum Schreckgespenst. Seit 1981 verbietet das Bundesbetäubungsmittelgesetz (BtMG) den Anbau von jeglichen Cannabis-Arten.
Im April 1994 entschied das Bundeserfassungsgericht, daß das BtMG zwar prinzipiell zulässig ist, eine Strafverfolgung bei Kleinmengen für den Eigengebrauch aber gegen das Übermaßverbot verstoße und deshalb nicht anzuwenden sei. Das Urteil wurde von Hanffreunden und -gegnern als spektakulär bezeichnet und naturgemäß unterschiedlich kommentiert. In der Titelgeschichte der darauffolgenden Ausgabe beschäfigte sich »Der Spiegel« mit Hanf, Drogenpolitik und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Nachfolgend einige Auszüge aus dem Bericht:
»Der Geruch des Bösen«Wende in der deutschen Drogenpolitik: Wer Haschisch raucht, muß nicht mehr mit Strafe rechnen. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts [...] löste Jubel bei Kiffern und Verwirrung bei Drogengegnern aus. [...] Der Zweite Senat des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts (BVG) äußerte sich zu einer Verfassungsbeschwerde und sechs Richtervorlagen, darunter die des Lübecker Richters Wolfgang Neskovic, der die Verfassungsgemäßheit der Strafvorschriften des Betäubungsmittelesetzes (BtMG) bezweifelt hatte. Zwar bestritten die Richter förmlich das »Recht auf Rausch«, das Neskovic eingefordert hatte und erklären das BtMG für verfassungskonform. Der Handel mit den Cannabisprodukten Marihuana, Haschisch und Haschisch-Öl bleibt grundsätzlich verboten. [...] Künftig, schrieben die Karlsruher fest, haben Kriminalpolizei und Justiz von Strafverfolgung »grundsätzlich abzusehen, wenn Cannabisprodukte nur in geringen Mengen und ausschließlich zum gelegentlichen Eigenverbrauch erworben oder besessen« werden und eine »Fremdgefährdung nicht eingetreten« ist. Die feinsinnige Argumentation: Der Konsum von Cannabis habe sich als weit ungefährlicher erwiesen, als früher vermutet. Die Wissenschaftler seien sich weitgehend einig, daß sporadisches Kiffen nicht süchtig mache und »körperliche Schäden bei mäßigen Genuß als eher gering« anzusehen seien. [...] Die Bestrafung von Leuten, die lediglich ihrer Lust am Highsein frönen, sei deshalb in der Regel eine »verfassungswidrige Sankt ion«. Auch die private Plantage, der Hanfstrauch im Blumentopf, dürfte in Zukunft nicht mehr zu Problemen führen. [...] Das kriminalisierte Rauschmittel, so die Mehrheitsmeinung unter Experten, schade Menschen weniger als die legalen Nervengifte Alkohol und Nikotin, die pro Jahr rund 150 000 Todesfälle bewirken ein drogenpolitisches Paradoxon, das den Staat unglaubwürdig machte und dazu führte, daß sich kaum ein Haschisch-Freund noch von Sanktionen abschrecken ließ. Haschisch sei »eine relativ sichere Droge« mit geringem Gefährdungs potential, urteilt die Fachzeitschrift Sucht. Dennoch behauptete Edmund Stoiber noch 1992, als bayerischer Innenminister, Legalisieungs-Befürworter nähmen »in verantwortungsloser Weise den Tod von Tausenden jungen Menschen in Kauf«. Für die These, weiche Drogen führten zwangsläufig in die zerstörerischen Alptraumwelten der Opiate, gibt es jedoch keine seriösen Belege. In den Niederlanden ist die Zahl der Junkies sogar von 25 000 auf 20 000 in den letzten Jahren gesunken und die der Heroin-Toten rückläufig weil die liberale Drogenpolitik mit Resozialisierungsprogrammen, Methadon-Bussen und Gratis-Spritzen flankiert wird. [...] Bayerns Innenminister Günther Beckstein nennt Haschisch eine »hinterlistige« Droge und argumentiert mit Vorurteilen von vorgestern: Die Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr sei auch noch »Wochen nach dem Konsum erheblich« beeinträchtigt ausgedehnte Versuche der niederländischen Rijksuniversiteit Limburg 1993 im Auftrag des US-amerikanischen Verkehrsministeriums gaben Entwarnung. Der Bayerische Verfassungsgerichtshof befand 1987, es sei niemandem verwehrt, »sich kraft freier Willensentscheidung unvernünftig zu verhalten«. Die im Grundgesetz verankerte »alleeine Handlungsfreiheit« garantiere auch die Freiheit unvernünftigen Verhaltens: Der Staat dürfe seinen Bürgern selbst die eigene Gefährdung nur mit zwingendem Grund verbieten. Und der ist nicht gegeben. [...] In der Bundesrepublik herrschen immer noch Skepsis und Verbotsmentalität. Die Aktivisten argumentieren mehrgleisig. Sie preisen nicht nur den Rausch, sondern die ökonomischen Vorzüge THC-freien Hanfs, aus dem sich Textilien und Papier, Nahrungsmittel und Energie gewinnen lassen. |
Ein weiterer Artikel in der bereits ausführlich zitierten »Spiegel«-Ausgabe beschäftigt sich mit der Verwendung von Hanf als Medizin. Bezuggenommen wird auf das Buch »Marihuana - die verbotene Medizin« von Lester Grinspoon und James B. Bakalar. Das Buch ist im Mai 1994 im Verlag Zweitausendeins erschienen.
»Einziger Ausweg«Wissenschaftler preisen die medizinische Heilkraft von CannabisDie Wissenschaftler plädieren, nach 20jähriger Forschungsarbeit, für die Legalisierung des Rauschmittels »mit bestimmten Einschränkungen für die freie Verwendung durch Erwachsene Erste Hinweise auf die medizinische Potenz des Cannabis-Wirkstoffs THC finden sich in einem 5000 Jahre alten chinesischen Kräuterbuch aus der Zeit des Kaisers Chen Nung, das die Pflanze bei Malaria, Darmbeschwerden, Rheuma, Frauenkrankheiten und »geistiger Zerstreutheit« empfahl. Indische Naturheiler verabreichen sie gegen Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und zur Fiebersenkung. Besonders zur Schmerzehandlung eignete sich das beruhigend wirkende Cannabis vorzüglich. Kaum ein Patient klagt über unangenehme Begleiterscheinungen, keiner über Gewöhnungseffekte, die eine Erhöhung der Dosierung erfordert hätten. Dies unterscheide Cannabis von Opiaten und pharmazeutischen Drogen wie Valium, die chemisch stabiler, damit verläßlicher sind und dem Naturheilmittel bald den Rang abliefen. Hanf sei kein »Allheilmittel«, so die Autoren, er werde wie andere Medikamente »manchmal versagen«. Die zahlreichen Erfolgsmeldungen berechtigen aber »zu einem großen und anhaltenden Vertrauen«. Cannabis lindere Lähmungen, chronische Schmerzen, Asthma, Epilepsie, Multiple Sklerose, Hautkrankheiten und Beschwerden, die in Zusamenhang mit Aids auftreten. Völlige Heilung können indes selbst engagierte Cannabis-Fürsprecher nicht verheißen. Im Gegenteil: Neben gelegentlichen Symptomen wie Verwirrtheit, Motivationsmangel und Halluzinationen ist zumindest ein Risiko des Marihuana-Rauchens nachgewiesen. Es schädigt die Lungen stärker als Zigaretten, reizt die Bronchien und reduziert das Atemvolumen. Gemessen am medizinischen Nutzen seien die Gründe für ein Cannabisverbot von geringer Bedeutung |
Die Naturwissenschaft bietet also keine ausreichende Begründung für das Hanf-Verbot. Eher müßte man Alkohol, Spielautomaten u.v.a.m. verbieten, von denen eine wesentlich größere Suchtgefahr ausgeht und die bekannteraßen schon viele Schicksale und Leben auf dem Gewissen haben.
Es stellt sich also die Frage, warum Hanf nicht mehr wachsen und gedeihen darf. Nach der Erfindung der Hanfschälmaschine hätte wie bereits oben formuliert der Siegeszug der Pflanze beginnen können.
Dadurch wären aber zwangsläufig die »Zweitplazierten« auf der Strecke geblieben. Die Zweitplazierten wären unter anderem die Hersteller von Kunstfasern gewesen. Sie haben viel Geld in die Entwicklung der Kunstfaser gesteckt und wollten sich ihre Pfründe nicht von einer gut wachsenden Pflanze rauben lassen.
Ein großer Kunstfaserproduzent war bereits damals DuPont. Das Unternehen begann mit der Herstellung von Schießpulver und ist heute zu einem weltweiten Chemiekonzern geworden. Teflon, Nylon und Lycra sind DuPont-Produkte, auch die grafische Industrie wird von DuPont mit Filmen, Entwickerchemie und Druckplatten versorgt.
Die Firma DuPont hatte in den 40er Jahren zwei Hausbanken. Eine der Banken gehörte einem gewissen Mellon. Mellon verschaffte seinem Neffen den Posten des Leiters des FBN. Der Neffe hieß Anslinger wie klein ist doch die Welt...
Der Stoff, aus dem die Träume sind, wurde zum Alptraum für die Hanfplanze. Er wurde als Vorwand benutzt, die wirtschaftlichen Interessen der Chemie-Konzerne auf Kosten des Hanfes zu wahren.
Die Menschen unterscheiden sich von anderen Lebewesen u.a. dadurch, daß sie sich grafisch zu betätigen versuchen. Neben der Kunst des Feuermachens waren Strichzeichnungen die ersten Merkmale, die die Urmenschen von den Uraffen unterschieden.
Die Geschichte der Bemal-, Beschreib- bzw. Bedruckstoffe ist so alt wie die Menschheit und ist eine stetig kompliziertere Verarbeitung dessen, was die Natur den Menschen anbietet.
Für die ersten bleibenden Eindrucke menschlichen Kulturschaffens bedienten sich die Höhlenmenschen der Wände ihrer »guten Stube«.
In der Altsteinzeit (Paläolithikum; bis 10000 v. Chr.) hinterläßt die Kultur der Aurignacien (Aurignac) »Mal- und Zeichenkunst in den Höhlen von Altamira, El Castillo u. a.«
Die Höhlenwände hatten offensichtlich den Nachteil, daß sie nicht zu transportieren waren. Die Menschen wählten deshalb einen mobilen natürlichen Stoff, um ihre Aufzeichnungen zu machen. In der Jungsteinzeit (Neolithikum) finden sich »erste beschriebene Tontafeln (Tempelabrechnungen) [...] in Uruk; aus der Bilderschrift entstehen Wort- und Lautzeichen.« Die Tontafeln wurden im Zeitraum zwischen 8000 und 6000 v. Chr. eingeführt. Die Aufzeichnungen hatten also bereits damals einen praktischen Zweck und sind erste Ausdrucke menschlicher Verwaltung.
Die Sumer (ca. 3000 v. Chr.) entwickelten eigens für die Tempelverwaltung eine Schrift »erst Bilderschrift, später abstrakte Zeichen, die mit Griffeln in weichen Ton geritzt werden = Keilschrift;«
In Babylon ließ Zimrilim von Mari um 1700 v. Chr. den Palast von Mari erbauen, der ein Archiv von 20000 Tontafeln enthielt.15) Es dürfte sich dabei um die erste große Bibliothek der Menschheitsgeschichte handeln
In China wurden seinerzeit Bambustafeln, in Indien Palmblätter verwendet, die direkt von der Pflanze geschnitten und dann beschrieben werden konnten.
Bambustafeln und Palmblätter haben den Nachteil, daß sie nicht lange haltbar sind. Bei Tontafeln gibt es dieses Problem nicht, sie sind allerdings zerbrechlich, unflexibel, schwer und daher für Transport und Lagerung nur bedingt geeignet. <>So entstand im alten Ägypten die Idee, Papyrus zu verwenden. Papyrus ist eine Wasserpflanze, die im Mündungsgebiet des Nils wächst. Sie hat einen dreikantigen Stiel, erreicht eine Höhe von 4 Metern und endet in einer schirmförmigen Dolde.
Das Mark wird in dünne Streifen geschnitten, mehrere Tage gewässert und gesalzt. Auf einem Stück Filz legt man die Streifen in der gewünschten Länge mit leichter Überlappung waagerecht aneinander und darüber eine zweite senkrechte Lage. Die entstandene Papyrusstreifen-Fläche wird anschließend gepreßt. Die in der Pflanze enthaltene Stärke dient als Klebstoff, der das Ganze zusammenhält.
Die Pflanze wurde also nicht einfach geerntet und beschrieben, sondern vorher einer speziellen Verarbeitung unterzogen. Der Beschreibstoff wurde in großen Mengen hergestellt und beschrieben. Papyrus spielte als Gedankenspeicher und -austauschmedium eine wichtige Rolle in der kulturellen Entwicklung Ägyptens.
Auch beim Pergament wird ein natürlicher Stoff (Tierhäute) einer speziellen Behandlung (Schaben und Rasieren) unterzogen, um ihn beschreiben zu können. Seinen Namen bekam Pergament von der Stadt Pergamon in Kleinasien. Dort wurde Pergament etwa 200 v. Chr. »erfunden«. Den Ioniern muß dieser Beschreibstoff aber schon früher bekannt gewesen sein. HerodotHerodet (482 bis 429 v. Chr.); griechischer Geschichtsschreiber beschreibt nämlich, daß sie abgeschabte Ziegen- und Schaffelle beschrieben haben Den durchschlagenden Erfolg hatte Pergament aber erst, nachdem die Ägypter den Papyrusexport einstellten und die der König von Pergamon das Pergament als Ersatz verwenden ließ.
Der nächste Schritt auf dem Weg von der Felshöhle zum Papier wurde im Fernen Osten unternommen. Dort wurde ein Beschreibstoff nicht aus langen Pflanzenstreifen gewonnen, sondern erstmals Papier aus Faserstoff hergestellt. Die Pflanzen wurden in ihre fasrigen Bestandteile aufgeweicht und das Papier wurde aus dem Brei geschöpft.
Der allgemein als Papier-Erfinder bezeichnete Tsai Lun hat wahrscheinlich das Papier nicht erfunden, aber die Papierherstellung wesentlich verbessert. Er »entdeckte« unter anderem auch Hanf als Faserstoff für Papier. Papier wurde seinerzeit für Kleidung, Regenschirme, Fensterscheiben und Taschentücher verwendet. Die Papiermacherei galt als Staatsgeheimnis und unterlag strenger Geheimhaltung. Trotzdem wanderte das Wissen langsam gen Westen. Die Araber verbesserten die Technik und setzen Hanf in großem Stil als Rohstofflieferant ein. Hanf war - wie bereits aus den alten botanischen Büchern hervorgeht - im Orient eine weitverbreitete Nutzpflanze. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß er auch zur Papierherstellung herangezogen wurde. Nach und nach wanderte das Papier über das arabische Spanien nach Europa, die Zutaten paßten sich der örtlichen Vegetation an. So wurde Papierrohstoff aus Getreidestroh, Schilf, Pampus, Zuckerrohr, Espartogras, Chinagras, Mais- und Sonnenblumenstengeln, Flachs, Baumolle, Mauleerstauden und Reis gewonnen. Noch heute wird vor allem in Japan besonders wertvolles Papier aus Reis gefertigt.
Hauptbestandteil europäischen Papiers waren jedoch Hadern, also textile Stoffe. In diesen Hadern wiederum fanden sich auch Hanffasern, die Tauen, Seilen etc. entstammten. In einem Buch über Papier von 1904 heißt es:
»Der Hanf [...] wird als Spinnpflanze seit alters her benutzt und heute hauptsächlich zu Tauen, Bindfäden u. s. w. verarbeitet. In der Papierfabrikation gelangen Taureste, abgenutzte Seile, Schnüre und dergl.; ferner Abfälle des Sailergewerbes, Werg (Hede) zur Verarbeitung.«
Die Hadern mußten mühsam von Hand sortiert und mit großem
Kraftaufwand in kleine Fetzen zerschnitten werden. Im »Schauplatz
der Künste und Handwerke« von 1762 finden wir eine zeitgenössische
Darstellung der »Kunst Papier zu machen«, die die
»Aussuchung und Sortirung der Lumpen, ihre Zerschneidung und Faulung«
illustriert.
Der zunehmende Papierbedarf ließ Lumpen knapp werden, so daß 1760 gar ein Hadernausfuhrverbot erlassen wurde. Um den Engpaß zu umgehen, wurden im 18. Jahrhundert zahlreiche Alternativen ausprobiert (Bsp. »Versuche und Muster ohne alle Lumpen oder wenn doch mit einem geringen Zusatze derselben Papier zu machen« von Chr. Schöffer, Augsburg 1765).
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Verfahren entwickelt, mit denen aus Holzschliff Zellstoff und daraus Papier gewonnen werden konnte. Die Verfahren zur Gewinnung von Sulfat- bzw. Sulfitzellstoff wurden teilweise parallel in Frankreich (Mellier), England (Watt), USA (Burgess und Tilghman) und Deutschland (Dahl und Dessel) entwickelt. Zellstoff ist rationeller herzustellen als die Grundstoffe der traditionellen Papierproduktion, so daß Zellstoff bald der wichtigste Papierrohstoff wurde.
Doch die Hadern hatten noch eine letzte Chance. In den »Typographischen Jahrbüchern« von Julius Mäser findet sich in Heft VIII von 1897 folgender Bericht von R. Lüders aus Görlitz:
Neuerung in der PapierfabrikationZur Herstellung guten Papieres eignen sich bekanntlich am besten vegetabilische Fasern und es können daher als Rohmaterial nur solche Stoffe benutzt werden, welche dererlei Fasern in hineichender Menge enthalten. [...] Die Rohmateriaien für die Feinpapierabrikation sind hauptsächlich Jute-, Baumwoll-, Hanf- und besonders Leinenhadern, ferner Stricke und Spinnereiabfälle. Diesen Rohmaterialien entstand nun in der Cellulose, jener auf chemischem Wege gewonnenen Holzfaser, insofern ein starker Konkurrent, als ihre Herstellung eine weit schnellere und einfachere und deshalb auch viel billigere ist. Da jedoch die Holzfaser lange nicht die guten Eigenschaften, besonders in Bezug auf Farbebeständigkeit und Haltbarkeit, wie die aus Lumpen und Hadern hergestellte Papierfaser hat, so ging das Streben der Papiertechniker schon lange dahin, die Lumenschneider so leistungsfähig zu gestalten, dass die Lumpenfaser mit der Holzfaser erfolgreich konkurrieren kann. Dieses Problem dürfte jetzt durch eine Erfindung gelöst sein, die der Papierfabrikant Hans Albert in Kronstadt (Siebenbürgen) gemacht hat. Es wurde nämlich diesem Herrn ein deutsches Reichspatent auf einen neuartigen Lumpenschneider oder richtiger Lumpenentfaserer erteilt, vermittelst welchem alle Fasergewebe, Stricke und ähnliches Rohmaterial gleichmässig [...] so durchschnitten wird, dass dasselbe durch die Centrifugalkraft der schnell rotierenden Schneidewalze, vollständig in einzelne Fasern aufgelöst, die Maschine an deren unteren Teilen verlässt. [...] Wenn nun Lumpen ebenso rasch und leicht wie Cellulose zu fertigem Papier verarbeitet werden können, so würde sich dadurch, dass erstere in den verschiedensten Qualitäten und oft zu billigsten Preisen erhältlich sind, der Kalkulation ein weites Feld ergeben und es könnte dann mit Recht angenommen werden, dass Lumpenstoffe, welche auch heute noch als die besten Rohmaterialien anerkannt werden müssen, sich bald ihren alten Platz in der Papier- und Pappenindustrie wenigstens teileise zurückerobern werden. Nach einigen uns zugegangenen kleinen Proben [...] glauben wir der Erfindung ein günstiges Prognostikum stellen zu können [...] . R. Lüders, Görlitz |
Das Hadernpapier war besser, aber auch teurer als das Papier auf Holzschliff-Basis. Man spürt förmlich das Unbehagen, daß der Preisdruck und die Verschlechterung der Papierqualität durch Cellulose bei Herrn Lüders auslöst.
Die neue Erfindung sollte Hadernpapier wieder konkurrenzfähig machen, in dem die oben abgebildeten Arbeitsgänge mechanisiert und damit verbilligt werden. Doch alles Hoffen und Wünschen half nichts: Das günstige Prognostikum stellte sich als falsch heraus, die billige Zellulose drängte andere Faserrohstoffe ins Abseits.
Hanf wurde jedoch nicht ganz verdrängt. Eduard Valenta beschreibt, daß Hanf Rohstoff für hochwertige Papiere ist:
Brief- oder Postpapiere. Bei diesen Papieren ist entweder die Rücksichtnahme auf den praktischen Zweck massgebend [...] oder jene auf die Mode, d. h. den jeweiligen Geschmack des Publikums, wie dies bei den; Luxusbriefpapieren; der Fall ist, bei denen die praktischen Eigenschaften oft total in den Hintergrund verwiesen werden und die Ausstattung zur Hauptsache wird[...]. Bei Geschäftspapieren verlangt man [...], dass dieselben sich beim Befeuchten, wie dies zwecks Kopierens von Briefen mit dem Papiere vorgenommen wird, nicht rollen, verziehen und dadurch ihr schönes Aussehen verlieren. Man greift deshalb bei Herstellung solcher Papiere zumeist zu besseren Wertstufen (Hanfpostpapier). [...] hier ist die Mode maßgebend und der Preis, der bezahlt wird, sehr oft Nebensache. |
Allzuviel hat sich in den letzten 90 Jahren nicht geändert...
Hanf hatte also - neben anderen Hadernarten - (nur) noch eine teure Außenseiterrolle. Das Schicksal des Hanfs als Papierlieferant wurde ganz besiegelt, als die Hanfhysterie auch nach Europa überschwappte und dieser Nutzpflanze den Garaus machte.
Die Papierherstellung aus Zellulose kommt immer mehr in Verruf. Sachliche und emotionale Beweggründe des mehr oder weniger gut informierten Verbrauchers erzeugten Nachfrage nach »umweltfreundlichen« Papieren.
Das umweltfreundlichste Papier ist das, das gar nicht produziert wird. Naturgemäß liegt das nicht im Interesse der Papierindustrie. Sie versuchte, zumindest weniger umweltbelastendes Papier herzustellen. Als Beispiel sei der zunehmende Einsatz von Altpapier anstatt neuer Zellulose genannt oder die chlorfreie Bleichung von Zellstoff.
In der ehemaligen Sowjetunion und in China wird Hanf heute noch als wichtiger Papierrohstoff verwandt. In Großbritannien wurde 1994 der legale und EG-subventionierte Anbau von Hanf für die Papierherstellung begonnen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch in der Bundesrepublik das Papier aus Hanf (wieder-) eingeführt wird.
Die Firma Schneider & Söhne handelt seit Herbst 1994 mit Hanfpapier. Die Markteinführung wird von einer großangelegten Werbekampagne begleitet werden. Folgende Aussagen werden dabei verwendet werden:
Gespielt wird hier mit der Exklusivität eines Stoffes, der ein verrufenes Image besitzt. Die Exklusivität besitzt Hanfpapier nicht zuletzt durch seinen hohen Preis.
Die Firma Schneider & Söhne vertreibt vier Sorten Hanfpapier:
Das Papier wird für »Geschäftsausstattungen mit der besonderen Note« empfohlen und hat ein abgepaßtes Wasserzeichen. Das Papier wird hergestellt von James River in Schottland.
Die Oberfläche des Papiers ist halbmatt gestrichen und ohne optische Aufheller produziert. Hersteller ist die Papierfabrik Scheufelen.
Das Papier ist matt oberflächengeleimt. Produziert wird es von der Papierfabrik Niefern.
Die Sorte Cannabis wird in drei verschiedenen Stoffzusammensetzungen angeboten, durch die sich eine unterschiedliche Färbung ergibt.
Diese Papiersorte wird vom Händler als »Krönung des Hanfsortiments« bezeichnet. Besonders hervorgehoben werden die hohe Festigkeit und Opazität. Es handelt sich bei den Cannabis-Sorten um Naturpapiere, sie besitzen also eine sehr rauhe Oberfläche.
Holz kann das ganze Jahr über »geerntet« werden. Die Ernte kann damit der Nachfrage angepaßt werden. Hanf hingegen ist nur im September erntereif. Der gesamte Jahresbedarf an Hanf muß also in einer kurzen Zeit eingebracht und dann bis zum Verbrauch eingelagert werden. Diese Lagerung ist teuer und verteuert damit den Rohstoff Hanf.
Die Entwicklung der Hanfverarbeitung wurde mit der Hanf-Verfolgung in den USA unterbrochen. Eine moderne, hanfverarbeitende Industrie gibt es also nicht. Maschinen und Techniken beruhen auf dem Stand der 30er- und 40er-Jahre. Damit sind sie unwirtschaftlich und nicht geeignet, große Hanfmengen zu verarbeiten.
Die Verarbeitung von Hanffasern in der Papiermaschine ist eine Herausforderung für die Papiermacher. Wie bei jedem neuen Verfahren gab und gibt es hier viele Kinderkrankheiten, die erst im Laufe der Zeit mit viel Erfahrung geeilt werden können.
Die Papiermaschinen sind für die Verarbeitung von Zellulose- und Altpapierfasern konzipiert. Für Hanffasern sind sie nicht optimal. Insbesondere die Länge der Hanffasern machte den Herstellern zu schaffen. Die langen Fasern neigen dazu, sich in der Papiermaschine zu verknoten.
Fehlendes Wissen und fehlende Spezialisierung der Papiermaschine macht die Hanfpapierproduktion (zur Zeit) teurer als die »konventionelle« Papierherstellung.
Die angeführten Probleme schlagen sich letztendlich im Preis für Hanfpapier nieder. Eine Tonne Hanfzellstoff kostet heute 4 200 DM, die gleiche Menge Holzzellstoff 650 DM. Die aufwendigere Papierherstellung mit Hanf führt dazu, daß Hanfpapier bis zu zehn Mal teurer ist als normales Papier.
Die Firma Schneider & Söhne rechnet mit einem jährlichen Umsatz von 500 Tonnen Hanfpapier. Das sind nur 1,1 Prozent des Gesamtumsatzes. Ein Tropfen auf den heißen Stein?
Hanfpapier ist auf dem Markt neu. Wie bei allen neuen Produkten ist der Umsatz zu Beginn relativ klein. Dafür sehe ich vor allem zwei Gründe:
Die Produktion von Hanfpapier steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen, der Rohstoff kann (bzw. darf) in der Bundesrepublik (noch) nicht angebaut werden. Deshalb ist die Papierindustrie nicht in der Lage, derzeit größere Mengen an Hanfpapier herzustellen und anzubieten.
Hanfpapier ist neu und daher noch unbekannt. Die hohe Qualität des Papiers ist für den Laien nur schwer zu erkennen. Demgegenüber steht ein sehr hoher Preis. Da für den Durchschnittsverbraucher der Preis am deutlichsten ins Auge sticht, wird er sich zunächst nicht für Hanfpapier entscheiden.
Meiner Ansicht nach werden die oben erwähnten Argumente, die gegen Hanf sprechen, in naher Zukunft nicht mehr so stark gelten wie heute. Es wird dabei eine Wechselwirkung zwischen rationellerer Produktion, günstigerem Preis und Nachfrage geben.
Auf der Produktionsseite werden sich folgende Entwicklungen abzeichnen:
Die zu erwartende Rückkehr der Nutzpflanze Hanf wird neben der Papierherstellung weitere Nutzungsmöglichkeiten wieder aufleben lassen. Die Fasern als Grundstoff für Papier werden als Neben- oder Kuppelprodukt anfallen. Das dürfte den Preis für den Hanfzellstoff drastisch reduzieren.
Die sinkenden Preise für Hanffasern sowie die wachsende Erfahrung und Rationalisierung erlaubt eine wirtschaftlichere Herstellung von Hanfpapier, die sich auch im Preis niederschlagen wird.
Auf der Nachfrageseite ist folgendes zu erwarten:
Zunächst wird Hanfpapier wieder als exotischer Luxusbedruckstoff etabliert werden. Der Preis wird diese Entwicklung eher fördern als behindern. Es wird wieder gelten, was noch 1904 galt: »Bei diesen Papieren ist [...] die Rücksichtnahme [...] auf die Mode [maßgebend], d. h. den jeweiligen Geschmack des Publikums, wie dies bei den; Luxusbriefpapieren; der Fall ist, bei denen die praktischen Eigenschaften oft total in den Hinergrund verwiesen werden und die Ausstattung zur Hauptsache wird [...] hier ist die Mode maßgebend und der Preis, der bezahlt wird, sehr oft Nebensache.« Die Firma Schneider verkauft ihr Hanfpapier auch mit dieser Argumentation (»mit der besonderen Note«).
Die allmählich wachsende Nachfrage verursacht einen steigenden Bekanntheitsgrad und eine wirtschaftlichere Produktion. Hanfpapier wird sich allmählich als Alternative zu anderen »umweltschonenden« Papierarten (Recyclingpapier, chlorfrei gebleichtes Papier) im Bewußtein der Verbraucher etablieren. Parallel dazu wird der Preis sinken. Die Rolle des Hanfpapiers wird sich vom Luxuspapier zum umweltfreundlichen Alltagspapier wandeln.
Meine obigen Prognosen mögen gewagt erscheinen. Wenn man aber auf die Einführung von Papier aus 100% Altpapier oder chlorfrei gebleichten Zellstoff zurückblickt, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Entwicklung wurde anfangs mitleidig belächelt. Den Papieren wurde allenfalls eine Außenseiterrolle für Verbraucher, die viel Geld für schlechte Qualität ausgeben wollen, zugebilligt. Heute wird Altpapier im großen Stil produziert und eingesetzt, chlorfreie Papiere überwiegen am Markt.
Das Umweltbewußtsein der Verbraucher wächst und wird den Nachfrageruck erzeugen, der Hanfpapier zum Erfolg führt. Die Worte aus den»Typographischen Jahrbüchern« werden auch hier gelten.: »Nach einigen uns zugegangenen kleinen Proben [...][wie z. B. die gedruckte Form dieser Hausarbeit] glauben wir der Erfindung ein günstiges Prognostikum stellen zu können.«
Und ich bin davon überzeugt, daß sich dieses günstige Prognostikum diesmal bewahrheitet.
Böhringer: Unterlagen für den Fachkunde-Unterricht; Kerschensteiner-Schule Reutlingen; 1987
Bodo Harenberg: Personenlexikon 1 AL; Harenberg Kommunikation; Dortmund; 1. Auflage 1983
Jack Herer: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf Cannabis Marihuana; Zweitausendeins; Frankfurt am Main; 19. Auflage 1994
Johann H. G. von Justi: Schauplatz der Künste und Handwerke; Johann Heinrich Rüdigern; Berlin, Stettin und Leipzig; 1. Auflage 1762
Hermann Kinder: dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band I; Deutscher Taschenbuchverlag; 7. Auflage 1971
Uwe K. Paschke: Enzyklopädie der Weltgeschichte; Holle Verlag GmbH; Baden-Baden
Gustav Schübler: Flora von Württemberg; C. F. Osiander; Tübingen; 1. Auflage 1834
J. Sturm: Flora von Deutschland 4. Band; K. G. Lutz; Stuttgart; 2. Auflage 1905
Georg von Martens: Flora von Württemberg und Hohenzollern; Verlag der Osianderschen Buchhandlung; Tübingen; 2. Auflage 1865
Helmut Teschner: Offsetdrucktechnik; Fachschriften Verlag GmbH; Fellbach; 8. Auflage 1991
Karl Trobas: abc des Papiers Die Kunst, Papier zu machen; Akademische Druck- und Verlagsanstalt; Graz; 1. Auflage 1982
Eduard Valenta: Die Rohstoffe der Graphischen Druckgewerbe Band I. Das Papier; Wilhelm Knapp; Halle a. S.; 1. Auflage 1904
Dr. Carl Ludwig Willdenow: Anleitung zum Selbststudium der Botanik; Anton v. Haykul; Wien; 1. Auflage 1805
Neuerung in der Papierfabrikation: in Typographische Jahrbücher; Ausgabe 7/1897
Hanf Dampf auf allen Äckern: in tageszeitung; Ausgabe vom 10. November 1993
Der Stoff, aus dem die Träume sind: in Greenpeace; Ausgabe März-Mai 1994
Die Zukunft heißt Hanf: in az Rhein-Main-Städteillustrierte; Ausgabe April 1994
Der Geruch des Bösen und Einziger Ausweg: in Der Spiegel; Ausgabe 18/1994
Das Dokument ist inhaltlich zum Teil schon etwas überholt...
Anleitung zum Selbststudium der Botanik, Seite 549.
Flora von Deutschland, Seite 200
Flora von Württemberg und Hohenzollern, Seite 509..
Flora von Württemberg und Hohenzollern, Seite 509.
Flora von Württemberg und Hohenzollern, Seite 509
Die Wiederentdeckung..., Seite 48.
Anleitung zum Selbststudium der Botanik, Seite 549.
Die Wiederentdeckung..., Seite 61.
Die Wiederentdeckung..., Seite 66
»DER SPIEGEL«, Nr. 18 vom 2. Mai 1994. Das grundlegende Gutachten findet sich in Auszügen hier.
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band I; Seite 13
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band I; Seite 17
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band I Seite 27
dtv-Atlas zur Weltgeschichte Band I Seite 29
Technische Daten
Erfassung - Schriften - Ausdruck
Danke
Erklärung
Der Weg des Hanfes nach Europa
Der Erfolg der Hanfpflanze
THC der Stoff, aus dem die Träume sind
Historische Sicht - Hanf-Verfolgung in den USA - Hanf in
der Bundesrepublik Deutschland - Hanf als Medizin
THC - Grund oder Begründung für das
Hanf-Verbot?
Die Vorgänger des Papieres
Höhlenzeichnungen - Tontafeln - Pflanzliche Beschreibstoffe
- Papyrus - Pergament
Die traditionelle Papierherstellung
China - die Wiege des Papiers - Hanffasern als Papierrohstoff
- Hanfhadern als Papierrohstoff - Cellulose verdrängt Hadern
- Neuerung in der Papierfabrikation - Hanfhadern Faserlieferant
für Luxuspapiere
Einführung des Hanfpapiers
Technische Eigenschaften des Hanfpapiers
Hanf-Watermark - Hanf-Kunstdruck - Hanf-Offset -
Cannabis
Schwierigkeiten der Hanfpapier-Produktion
Hanfernte - Gewinnung der Hanffasern - Hanffasern in der
Papiermaschine - Preis
Ausblick
Geringes Angebot - Geringe Nachfrage
Prognose
Produktion - Nachfrage
Die Zukunft des Hanfpapiers Stoff für
Träumer?
Bücher - Zeitschriftenartikel und
andere Quellen
(c) 1998 by RABE Online -- Best viewed with HumanBrain V1.0b or higher -- This sites are not available in English, Urdu or Esperanto.